Der Rasen

Jahrzehntelang ein Sorgenkind: Kaum Gras sondern nur Gänseblümchen und Moos. Ein weicher Teppich kurz nach dem Schnitt, dann aber schnell braun, bis die Gänseblümchen wieder die Oberhand hatten. Dann sah es ja zugegeben ganz lieb aus. Aber bei all der übrigen Fülle sollte nun das Flächengrün in den Focus gerückt werden. Blütenwiesen im Garten sind nicht jedermann's Sache. Meist wird von einer Schmetterlingswiese gesprochen, um einen Grund zu haben, nicht mähen zu können/müssen. Die schönsten Blütenwiesen mit einer unglaublichen Vielfalt konnten vor Jahren in Hinterstoder bewundert werden. Das kriegt niemand so hin wie die Natur selbst.

Die Verwüstungen der "Operation" schienen ein guter Anlass für einen Neubeginn zu sein. Das Internet wurde konsultiert, Gespräche mit Experten gesucht. Die Vermutung, dass das Moos auf ein zuwenig an Licht und ein Zuviel an Wasser und Dünger zurückzuführen sei, wurde entkräftet. Der Rasen würde hungern. Der geplante Rollrasen hatte sich schnell erledigt, denn das hätte ohne zusätzliche Pflege schnell wie zuvor ausgesehen. Da hätte man das Geld auch gleich anzünden können.

 Also musste man das ganz anders angehen:

Es wurde ein Vertikutierer angeschafft, ein Rasenlüfter, um einmal an die Erde heranzukommen. Ein Streuwagen für Rasendünger mit Unkrautvernichter kam erstmalig zum Einsatz. Das Resultat war verheerend: Nach ein paar Tagen war alles braun. Der Gartenkurator hätte fast seinen Hut nehmen können. Ladungen von Rasenerde, kostspielige Rasensaatmischungen, eine Rasenwalze und viel Zeit und Mühe wurden investiert, und nach ein paar Wochen der erste Schnitt, ein Wagnis, aber es sah ganz manierlich aus.

Man darf nicht vergessen, dass Rasen in der Art der Briten wachsen zu lassen, eine Intensivkultur ist. In der Natur kommt Rasen so ja nie vor! Wöchentlich bis zu zwei Mal mähen, und nicht zu kurz. Mittlerweile hatte vorübergehend auch ein elektischer Spindelmäher aus England den Maschinenpark erweitert. Der walzte die Halme nieder und schnitt die überstehenden Spitzen wie mit einer Schere ab. Allerdings war die Apparatur zu unhandlich für die Grösse der Rasenfläche und die darin befindlichen Beete waren sehr im Weg. Das Gerät erfreut nun den Greenkeeper eines deutschen Golfclubs. Der Wunsch nach Schachbrettmuster im Rasen musste aufgegeben werden. Ein kleiner Sichelmäher von BOSCH tut gute Dienste.

Nun wurde wieder die nur einmal jährlich empfohlene Unkrautbekämpfung durchgeführt. Es sieht nicht so schlecht aus wie im ersten Jahr, aber die Dosierung ist knifflig. Bloss nicht zwei Mal über die selbe Fläche. Die Chemiekeule schlägt dann weit weniger selektiv zu. Wie heisst es so schön im Beipacktext: "Die abgestorbenen Teile können mechanisch entfernt werden." Stimmt schon, aber das schaut dann aus...

Es bestand aber begründete Hoffnung, dass es noch besser als im Vorjahr wird. An manchen Stellen wollte nach einer zweifellos zu hoch dosierten Unkrautvernichtung zuerst nicht einmal die neue Saat aufgehen. Aber jetzt passt es:

Nachdem, abgesehen von der regelmässigen Düngung, eine sorgsame Bewässerung für den perfekten Rasen verantwortlich ist, scheint es passend, einmal ein Bilddokument gewisser dabei sehr hilfreicher und fast schon historischer Apparaturen, in zauberhaftem Gleichklang inszeniert, vorzustellen:

Die gewissenhafte Befolgung der Rasentipps hat sich doch gelohnt. Dennoch siegt der Drang nach abwechslung und die jährliche Pflanzung von 1400-1500 Frühlingsblühern erschwert den perfekten Look. Aber das ist es allemal wert und eröffnet die Gartensaison.